Häufig bist du dein größter Kritiker. Egal, was du machst, es ist nicht gut genug. Du bist nicht gut genug. Die anderen machen das besser. Diese Stimme, die dich runter macht, kommt hauptsächlich von dem, was du als Kind durch Belohnung und Strafe gelernt hast. Und da kommen meist deine Eltern ins Spiel. Wir zeigen dir, wie dich das gelernte beeinflussen, (unbeabsichtigt) klein halten und einengen kann. Darüber hinaus zeigen wir dir eine Übung, mit der du dich mit deinen innerlichen Eltern versöhnen und so die kritischen stimmen reduzieren kannst. Das kann deine Selbstzweifel verringern und dein Selbstbewusstsein sowie Selbstakzeptanz steigern.
Dein innerer Kritiker hält dich klein
Wie viele andere wünscht du dir wahrscheinlich ein höheres Selbstwertgefühl, Zufriedenheit, Glück und die ganze Palette an guten Gefühlen. Leider kommen da jedoch immer wieder diese Stimmen von Selbstzweifel und Selbstkritik um die Ecke und machen vieles von dem, was du von dir hältst, runter:
- Mein Po ist viel zu dick, meine Nase zu groß, meine Haut zu unrein,…. Also hübsch bin ich ganz bestimmt nicht. Wenn ich dann Caro sehe, die hat so eine perfekte Haut und Figur.
- Mich durchsetzen? Das bekomme ich eh nicht hin. Ich bin viel zu schüchtern. Ich weiss eh nicht was ich sagen soll.
- Ich kann nicht Joggen. Ich bin so unsportlich. Eigentlich auch schon viel zu alt. Ich sehe dann einfach nur peinlich aus.
- Ich bin nicht liebenswert. Mit mir kann man nicht zusammen sein.
Dürfen wir vorstellen: Dein innerer Kritiker.
Dieser Teil deiner Persönlichkeitsanteile ist generell sehr kritisch mit all dem, was du so tust und machst. Er bewertet einfach alles. Und meistens ist ihm Nichts gut genug. Seine Ansprüche können enorm sein. Er ist dafür verantwortlich, dass du nach Perfektion strebst, dich immer wieder mit anderen vergleichst, besser sein möchtest und dich für jeden Fehler, Makel, Unwissenheit und Nicht-Können bestrafst. Sein Bedürfnis ist es, dass du anerkannt wirst, indem du das “brave Kind” bist. Außerdem möchte er verhindern, dass sich jemand über dich lustig macht.
Deine Selbstzweifel bilden sich zum Teil aus deinen Eltern, die du verinnerlicht hast.
Dieser kritischer Teil stammt aus deinen Erfahrungen im Leben und im besonderen aus deinen Kindheitserfahrungen. In dieser Zeit haben deine Eltern (oder andere Bezugspersonen, wenn es keine Eltern gab) den größten Einfluss auf dich. Somit bilden sie auch einen großen Teil deines inneren Kritikers. Und das unterbewusst, ganz ohne schlechte Absichten.
Wichtig: Es geht nicht darum, deine Eltern schlecht zu machen oder jemanden Schuldigen zu suchen. Es geht lediglich darum, dich und deinen Kritiker zu verstehen, mithilfe deiner innerlichen Eltern.
Als Kind übernimmst du das Bild deiner Eltern in deinen “Kopf” und kannst dir so auch ohne deren Anwesenheit vorstellen, wie sie auf bestimmte Dinge reagieren würden, was sie dazu sagen würden usw. Das war wichtig für dich als Kind, da du wissen musstest, was du tun und lassen musstest, um die Aufmerksamkeit und Liebe deiner Eltern zu bekommen. Als Kind hast du deine Eltern idealisiert, um diese Aufmerksamkeit sicherzustellen. Um sich im Leben zurecht zu finden, hast du dich an ihnen orientieren müssen. Pragmatisch weiter gedacht ist das für dich als Kind überlebenswichtig, da du von deinen Eltern abhängig warst und sie dein Überleben sichergestellt haben. Dementsprechend warst du als Kind für das, was deine Eltern gesagt und dir beigebracht haben (nicht immer bewusst), besonders “anfällig”.
Das, was du aus deiner Kindheit gelernt hast wurde in deinem Autopiloten abgespeichert. Dies kann natürlich sowohl positiv als auch negativ sein. So bleibt dir vielleicht ein Abendritual in Erinnerung, dass dir hilft, gut zu schlafen. Oder du hast gelernt, dich auch in andere Personen zu versetzen und somit nicht immer alles persönlich zu nehmen. Deine Selbstzweifel kommen allerdings aus den nicht sehr aufbauenden und nicht mitfühlenden Aussagen deiner Eltern. Und diese können selbst den besten Eltern passieren.
Und genau diese beeinflussen dich noch heute. Beispiele:
- “Mit dieser 3 in Mathe, machst du Mama echt traurig.
- “Räum endlich dein Zimmer auf! Du bist so faul!
- “Kannst du nie deine Hausaufgaben ordentlich machen!”
- “Sei jetzt still. Jetzt unterhalten sich die Erwachsenen!”
- “Reiß dich doch jetzt mal zusammen”
Aus diesen Aussagen lernst du als Kind etwas. Z.B. dass du dich für Liebe anstrengen musst, es Liebe und Aufmerksamkeit nur unter Bedingungen gibt, vielleicht aber auch dass, du für das Leiden/Leben anderer verantwortlich bist und Schuld trägst. Eventuell hast du so auch gelernt, dass es nur Aufmerksamkeit gibt, wenn du eben nicht die Hausaufgaben machst. Nur so haben dich deine Eltern gesehen.
Wenn du das über Jahre so mitbekommen und gelernt hast, internalisierst du das. Das bedeutet du übernimmst Ihre Aussagen für dich und diese Stimmen bleiben und sorgen unter Umständen noch heute für das Gefühl, nicht ausreichend oder falsch zu sein. Das überträgst du dann auf dein Aussehen, deine Figur, auf deinen Job, deine Beziehungen,…usw.
So kann es dann zu einem schlechten Gewissen, Schuldgefühlen, Selbstzweifel und einem niedrigen Selbstwertgefühl sowie -bewusstsein kommen.
Du kannst dich von deinen innerlichen Eltern distanzieren, um deine Selbstzweifel zu verringern
Wenn du deine innerlichen Eltern in Form von Stimmen, Gefühlen und Verhaltensweisen bei dir entdeckt hast und auch verstehst, dass sie etwas mit dem Selbstzweifel und deinem Selbstbewusstsein zu tun haben. Dann kommt in dir eventuell der Wunsch auf, die jetzt loszuwerden. Folgst du diesem Wunsch, dann werden sie Erfahrungsgemäß nur lauter, werden eingeschnappt und vielleicht sogar aggressiv. Du kannst sie nicht einfach so loswerden.
Da sie mittlerweile ein Teil von dir sind, möchten sie gehört und verstanden werden.
Wichtig: Es geht nicht um deine realen Eltern. Unterscheide klar zwischen deinen realen Eltern und deinem innerlichen Abbild deiner Eltern.
Deine innerlichen Eltern, die sich damals gebildet haben, um dein Überleben zu sichern, gilt es, mit ihren Absichten und Funktionen zu verstehen und sich ihnen zuzuwenden. Diesen Teil von dir zu übergehen oder loswerden zu wollen, wäre sozusagen respektlos dir selbst gegenüber. Da es ein Teil von dir ist. Also, setze dich mit deinen inneren Eltern auseinander und trete mit ihnen in Kontakt.
Erforsche woher die Selbstzweifel kommen
Wenn du dich mit deinen inneren Eltern auseinander setzen möchtest, kann es erstmal sinnvoll sein, dich selbst zu beobachten und zu erforschen.
An welchen Stellen tauchen deine innere Eltern auf? Dafür kann es helfen, dass du dich beispielsweise erstmal generell mit dem Einfluss deiner Eltern auf dich auseinandersetzt und dich fragst:
- Was war deiner Mutter und was deinem Vater wichtig?
- Wie würdest du deine Mutter/dein Vater beschreiben?
- Welche Eigenschaften haben deine Eltern, die du magst und welche magst du nicht?
- Was wurde belohnt (Aufmerksamkeit, Liebe, Wertschätzung, Erwartungen, Geschenke,…)?
- Was wurde bestraft (Liebesentzug, Missachtung, Hausarrest,…)
- Wie haben deine Eltern dich und deine Geschwister behandelt?
- Welche Rolle hatten deine Eltern (Versorger, Haushalt, Finanzen, “Kranke”, Clown,…)
- Welche Rolle hattest du?
- Welche Traditionen wurden gelebt?
- Gab es Mottos in der Familie (Erst die Arbeit, dann das Vergnügen, Problemen bleiben in der Familie,…)
Das können Fragen bzw. Antworten sein, die dir dabei helfen, herauszufinden, was sich von deinen Eltern in dir abgebildet hat und welche kritische Stimme du übernommen hast. Vielleicht tust du gewisse Dinge weiterhin, um deinen inneren Eltern zu gefallen. Eventuell sind das aber auch Verhaltensweisen, die dir mittlerweile im Weg stehen und nicht deinen eigentlichen Bedürfnissen entsprechen.
Versöhne dich mit deinen inneren Eltern und reduziere so deine Selbstzweifel
Wenn dir das bewusster geworden ist und du jetzt im Nachhinein merkst, dass du über gewisse Verhaltensweisen, Situationen oder Zustände traurig oder wütend (geworden) bist. Dann kann es sinnvoll sein, diese aufkommenden Gefühle auszudrücken.
Ein Weg dafür können Briefe sein. Ohne sie an deine richtigen realen Eltern abzuschicken. Denn um die geht es gar nicht mehr. Es geht um deine inneren Elternbilder, die dich noch beeinflussen, obwohl du gar nicht mehr abhängig bist.
Ideen für solche Briefe wären, vielleicht sogar in der Reihenfolge:
- Schreibe einen Brief, in dem du deine Wut und deinen Ärger Raum gibst. Lass einmal unzensiert Dampf ab. Schreibe den Brief aus der Sichtweise des Kindes? Was ging damals gar nicht? Was hat dich als Kind geärgert?
- Schreibe einen Brief aus der Sicht eines Erwachsenen, der sich in deine Eltern hineinversetzen kann. Als jemand, der die Geschichte deiner Eltern kennt und versteht, warum sie sich so verhalten haben, wie sie sich verhalten haben.
- Wenn du beide Briefe geschrieben hast, kannst du überlegen, welche Erkenntnisse du aus diesen beiden Sichten gewonnen hast. Auch diese kannst du in einen an deine innerlichen Eltern adressierten Brief verfassen.
Behalte im Hinterkopf, dass es nicht darum geht, deine Eltern in Schutz zu nehmen oder etwas gut zu heißen. Es geht zum einen darum, Gefühle auszudrücken, die du als Kind nicht ausdrücken konntest. Zum anderen kannst du dich so von Schuldgefühlen oder Ähnlichem befreien, wenn du deine Eltern und ihre Geschichte verstehst. Und so lernen dass eventuelles Fehlverhalten gar nichts mit dir zu tun hat, sondern mit ihnen.
Durch diese Übung und der generellen Auseinandersetzung mit der prägenden Beziehung zu deinen Eltern, zeigst du deinen inneren Eltern, dass du versuchst sie zu verstehen. Dadurch verändert sich deine Beziehung zu dir selbst. Du zeigst deinen inneren Anteilen, dass du Verantwortung übernimmst. Somit lernen deine Anteile, dass sie nicht mehr so viel Verantwortung übernehmen und so laut und heftig sein müssen. Das bedeutet deine Selbstzweifel werden geringer und dein Selbstvertrauen steigt.
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