Wenn du etwas in deinem Leben verändern willst, Selbstliebe lernen willst, unzufrieden bist oder einfach motiviert bist, dich kennen zu lernen, dann kommst du nicht an der Selbstreflexion vorbei. Da der Begriff so weit gefächert ist und es vor allem unendlich viele Wege gibt, sich selbst zu reflektieren, wollen wir dir mit diesem Beitrag einen Überblick zu dem Thema verschaffen. Wir werden dir aufzeigen, was dir Selbstreflexion bringen kann, was Selbstreflektieren genau ist und womit du anfangen kannst. Wir hoffen, dass du am Ende neugierig auf dich wirst und Spaß daran findest, dich kennen zu lernen.
Was genau bringt dir Selbstreflexion?
Willst du dich mit der Zeit immer mehr verstehen? Deine Macken genauso wie deine Fähigkeiten kennen lernen? Einzelne Muster und Absichten von dir verstanden haben? Eventuell dein Selbstwertgefühl stärken? Dann ist Selbstreflexion ein guter Weg dafür.
Die Selbstreflexion ermöglicht dir, über deine Probleme und Schwierigkeiten im Leben nachzudenken. Das müssen gar keine Katastrophen sein, sondern können auch erstmal alltägliche Dinge sein wie beispielsweise die Angst vor der nächsten Prüfung oder dem nächsten Date. Anstelle sich Gedanken zu machen, was alles schief gehen könnte, hinterfragst du diese Situationen und schaust mal genauer, wovor genau hast du Angst? Was macht die Situation so schwer? Welche Erwartungen bringst du mit in die Situation? Woher kommen diese?
Dies sollte dir schon mal helfen diese Probleme besser zu verstehen und vor allem, warum du diese Situationen überhaupt als Probleme ansiehst. Erst mit diesem Verständnis kannst du dann schauen, was du ändern könntest, damit du nicht wieder bei diesem Problem landest.
Neben dem Selbstverständnis ebnet dir die Selbstreflexion den Weg zur Veränderung, sodass du dir selbst dabei nicht mehr im Weg stehst. Ohne uns zu kennen und über uns nachzudenken, tun wir das nämlich ziemlich oft. Möchtest du beispielsweise mit dem Rauchen aufhören, deinem Chef die Stirn bieten oder einfach nur selbstbewusster auftreten. Dann weisst du meist schon, was genau zu tun ist. Es liegt nicht daran, dass du prinzipiell nicht verstehst, wie du dich verhalten musst. Und falls doch, kommt da der ein oder andere Klugscheißer um die Ecke und hat einige Ratschläge parat. Die sind auch irgendwie logisch, aber andererseits schaffst du es nicht, die mal so eben umzusetzen.
Selbstreflexion hilft dir herauszufinden, warum es dir so schwer fällt dein Idealselbst zu erreichen und an welchen Stellen du ansetzen kannst. Findest du zum Beispiel raus, dass Rauchen die Funktion hat, deinen Ärger auf der Arbeit zu regulieren, brauchst du eventuell zuerst eine Alternative bevor du aufhören kannst.
Nicht zu vergessen ist, dass DU!!! das Problem gelöst hast. Noch geiler! Nicht deine Mutter, nicht dein Freund oder irgendwelche Ratschläge. Durch diese Erfahrung verschaffst du dir Selbstvertrauen und das Gefühl, dass du etwas verändern kannst. Du merkst, dass du dir selbst unterschiedlichen Situationen oder gar der Welt nicht ohnmächtig ausgeliefert bist. Du kannst etwas verändern. Du kannst mitbestimmen, was in deinem Leben passieren soll und was nicht und inwiefern du die Situation beeinflussen willst oder auch nicht. Und von dem Punkt an, kannst du dann dein Leben unabhängiger und eigenverantwortlich gestalten. Damit löst du dich davon, andere für deine Leben verantwortlich zu machen und somit abhängig und ausgeliefert zu sein. Du befreist dich also.
Sind bestimmte Probleme nun aus dem Weg geschafft, dann kannst du weiter gehen und hast die nötigen Erfahrungen gesammelt, um dich weiter zu entwickeln, um dich neuen Herausforderungen zu stellen. Selbstreflexion ermöglicht es dir, dein Potenzial zu nutzen. Hört sich fantastisch an, nicht wahr?!
Also nochmal kurz:
- Du verstehst deine Probleme
- Du schaffst dir die Möglichkeit, etwas zu verändern, um mit den Problemen und Schwierigkeiten umzugehen
- Du verstehst besser was dir langfristig gut tut und was nicht
- Du wirst unabhängiger
- Du handelst eigenverantwortlich und lebst selbstbestimmt
- Du nutzt dein Potenzial
- Du entwickelst dich weiter
Klingt doch ganz gut diese Selbstreflexion oder? Am Ende geht es darum, dass du Verständnis für dich selbst aufbaust und dass du dich nicht für das, was du bist verurteilst. Es gibt gute Gründe, warum du so bist, wie du bist. Und die gilt es anzuerkennen, wertzuschätzen und dich selbst nicht dafür schlecht zu machen. Sei also verständnisvoll dir selbst gegenüber.
Klingt gut, aber was ist nun Selbstreflexion?
Selbstreflexion besteht eigentlich aus zwei Aspekten: Zum einen ist das Selbstaufmerksamkeit und zum anderen die Selbstexploration. Letzteres ist deine Neugier: das Hinterfragen, Analysieren, Auswerten und genaue Betrachten. Die Selbstaufmerksamkeit hingegen stellt sicher, dass du alle wichtigen Informationen über dich sammelst, die du dann in der Situation selbst oder auch danach analysieren und interpretieren kannst. Dabei spielt die Achtsamkeit wieder eine Rolle. Sie ermöglicht dir, deine Aufmerksamkeit auf dich zu richten und schafft dir einen Raum, um überhaupt zu spüren und erfühlen, was du brauchst oder wobei es dir nicht gut geht. Du beobachtest dich also und wertest dann aus, was du beobachtet hast.
Setzt du dich mit Selbstreflexion auseinander, wirst du dich immer wieder mit zwei Sachen beschäftigen. Zum einen mit deinem Selbstbild. Also wie siehst du dich, wenn du dich im Spiegel betrachtest und mit diesem auch in deine Innenwelt schauen kannst. Was für ein Bild liefert dir dieser Spiegel? Neben diesem tatsächlichen Bild von dir hast du auch noch ein Bild von dir im Kopf, wie du sein möchtest: Dein Idealbild. Bei beiden spielen deine Bedürfnisse, deine Ziele, Schwächen und Stärken, deine Charaktermerkmale, deine Vorstellungen von der Welt und Regeln, an denen du dich orientierst, eine Rolle. Der Vergleich von deinem tatsächlichen Selbstbild sowie deinem angestrebten Selbstbild ist die Selbstreflexion.
Letztendlich beinhaltet Selbstreflexion aber nicht nur das Beobachten und Explorieren, sondern am Ende auch das Handeln. Denkst du nur über dich nach und verstrickst dich da drin ohne zu einem Ergebnis und zu einer Schlussfolgerung zu kommen, dann kommst du ins Grübeln. Und das ist letztendlich eher kräftezerrend als förderlich. Dabei bedeutet Handeln nicht nur in seinem sichtbaren Verhalten etwas zu verändern, sondern auch in seiner Art zu denken. Ganz wichtig an dieser Stelle ist es, dass deine Haltung bei der Selbstreflexion, dir selbst gegenüber mitfühlend und verständnisvoll ist. Es geht darum, dass du dich verstehst. Und dich nicht dafür verurteilst, dass du so bist, wie du nun mal gerade bist. Darüber hinaus wird es Dinge an dir geben, die du nicht ändern kannst oder die Zeit brauchen bis sie sich verändern. Versuche auch diese Dinge mitfühlend zu akzeptieren. Sei nicht zu hart zu dir ?
Wie fange ich denn nun damit an?
Nun hast du verstanden, was dir Selbstreflexion bringen kann und was es eigentlich bedeutet. Jetzt stellt sich die Frage: Okay, aber wie fange ich denn nun genau an? Die Frage ist leider nicht so direkt zu beantworten und sehr individuell zu betrachten. Bei dem einen geht es um spezielle Situationen und bei dem anderen um Grundsätzliches. Wichtig ist es für den Start, dich selbst kennenzulernen. Wer bin ich? Wo stehe ich gerade und wo möchte ich hin? Wer möchte ich sein? Welche Dinge sind mir wichtig im Leben? Was kann ich tun, um dorthin zu kommen. Welche Möglichkeiten habe ich und welche Schritte muss ich dafür gehen?
Konkrete Anregungen für den Start
Wir wollen dir hier nun konkrete Anregungen geben, wie und womit du dich für den Start mal mit dir selbst auseinander setzen kannst. Nimm dir für die einzelnen Anregungen Zeit. Und mache sie ganz bewusst und nicht nebenbei.
Wer bin ich? (Übungsblatt zum Ausdrucken)
Vervollständige folgenden Satz 10 mal:
Ich bin…
Mach das tatsächlich erstmal bevor du weiter liest!
Also erstmal die 10 Sätze!
Stift und Zettel! Und los! (Falls du das gerade nicht zur Hand hast, mache die Übung in deinem Kopf oder auf deinem Handy ?)
Nachdem du die Sätze formuliert hast
Wo stehe ich gerade und wo möchte ich hin? (Übungsblatt zum Ausdrucken)
In dieser Übung geht es darum, dass du dein Selbstbild und dein Idealbild genauer kennen lernst. Das kannst du dir durch spezielle Fragen und Antworten bewusst machen. Dabei kannst du dich an folgenden Lebensbereichen nach dem Balance-Model, nach Peseschkian orientieren.
- Leistung & Arbeit
- Beziehungen & Kontakte
- Körper & Gesundheit
- Sinn & Zukunft
Mache dir in den einzelnen Bereichen bewusst, wo du dort gerade stehst. Überlege dir auch, wie du eigentlich in den einzelnen Bereichen dastehen möchtest! Was fehlt dir, um zu deinen Idealbild zu kommen, damit du dich wohl fühlst? Welche Schritte musste du dafür unternehmen? An welchen Stellen brauchst du Unterstützung?
Ganz viel Spaß bei dieser Aufgabe. Gehe nicht zu verbissen ran. Sei offen dafür, was passiert und behalte im Kopf, dass es kein falsch oder richtig gibt. Sei neugierig, was du über dich erfährst 🙂
Was war da ganz genau los?
Selbstreflexion kann auch als eine Form der Entschleunigung betrachtet werden, indem nämlich bestimmt Situationen in ihre Einzelteile zerlegt werden. In dieser Slow-Motion-Fassung lässt sich viel besser schauen, was genau, wann, wie und wo passiert ist.
Stell dir eine ganz konkrete Situation vor, wo du dir danach an den Kopf gefasst hast. Oder eine Situation, in die du immer wieder gerätst. Beispielsweise (ständig fühlst du dich verantwortlich, ständiger Streit, Leute wenden sich von mir ab,…)
Versetze dich nochmal in diese Situation. Fühle dich nochmal hinein und vergegenwärtige dir die einzelnen Teile der Situation. Beantworte dir folgende konkrete Fragen:
- Was war dir besonders wichtig? Was war deine Intention? Dein Motiv?
- Welche Gedanken sind in dir aufgetaucht? Was ging dir durch den Kopf?
- Wie hast du dich in der Situation gefühlt? War das am Anfang anders als am Ende? Wo ist es umgeschlagen?
- Was genau hast du dann getan?
Überlege dir, ob deine Absicht und dein letztendliches Tun zueinander passen und welche Rolle deine Gedanken in dieser Situation spielen.
Von der anderen Seite
Falls die Situation weitere Leute mit einschließt, kann es zudem sehr aufschlussreich sein diese Fragen auch für die entsprechenden Personen zu beantworten.
- Was war dem Anderen wohl in dieser Situation besonders wichtig?
- Welche Gedanken sind bei dem Anderen aufgetaucht? Was ging meinem Gegenüber wohl durch den Kopf?
- Wie hat sich mein Gegenüber wohl in dieser Situation gefühlt? Hat sich das im Verlauf der Situation geändert?
- Was hat der andere in dieser Situation eigentlich getan?
Selbst- und Fremdwahrnehmung
In den vorherigen Übungen ging es hauptsächlich darum, wie du dich dich siehst oder wie du meinst, dass andere eine bestimmte Situation wahrgenommen haben.
Darüber hinaus ist es aber auch interessant, wie dich andere wahrnehmen. Denn das Bild, was du von dir hast, kann ziemlich von dem Bild, was andere von dir haben, abweichen. So denkst du vielleicht, dass du kein besonders zuverlässiger Mensch bist. Fragst du einen guten Freund, wie der das sieht, dann kann der das eventuell überhaupt nicht bestätigen. Oder anders herum, du denkst, dass du zuverlässig bist, deine Freunde würde das so aber vielleicht nicht unterschreiben.
In dieser Übung sollst du, deine Freunde, gute Bekannte, Arbeitskollegen oder deine Familie befragen. Suche dir am besten jemanden, der sich auch traut, dir die Wahrheit zu sagen. Wenn du jemand bist, der die anderen einschüchtert oder der Dinge sehr schnell persönlich nimmt, dann trauen sich die anderen vielleicht nicht, dir die Wahrheit zu sagen. Wenn du dahingehen eine Vermutung hast, dann sprich das ganz konkret an. Sei also offen für das, was von dem anderen kommt. Dieser wird dir seine Wahrnehmung schildern. Diese ist weder falsch noch richtig, sondern erstmal wahrhaftig. Also sei neugierig und lass dich überraschen, was da so zusammen kommt.
Abschliessende Worte
Wir hoffen, dass du durch den Beitrag einen Einblick in die Selbstreflexion bekommen hast und für dich erkennen konntest, dass es Sinn macht, sich mit sich selbst auseinander zu setzen. Und natürlich auch Spaß macht.
Falls du Unterstützung brauchst im Umgang mit dir selbst, dann solltest du dir jetzt unser Online-Coaching Angebot ansehen. Wir helfen dir langfristig zufriedener mit dir und deinem Leben zu werden. Ganz egal ob du gerade unzufrieden in deinem Leben bist, auf der Stelle trittst, dich dich deine Selbstzweifel oder innere selbstkritische Stimme in deinem Leben zurückhalten.
Danke für die Erklärung. Werd sehen,ob es mir hilft.
Gruss Dorena
Ein wirklich toller Beitrag, sehr informativ. Gefällt mir gut!
Hallo , Danke für die gute Erklärungen und Arbeitstips , werde es der Reihe nach angehen …Auch wenn es nicht so einfach sein wird…die Sache wie die Anderen einen sehen …aber ich möchte mich verändern und selbstbewuster weden.
Vielen Dank für diesen außerordentlich wichtigen Beitrag! Ich werde Ihn genau so bearbeiten und hoffen, dass er mich weiterbringt. Ich bin mir schon beim lesen sicher, dass es mir helfen wird!
Danke
Hey Anja,
vielen Dank für dein Lob. Das freut uns richtig! Viel Spaß beim erkunden.
Liebe Grüße,
Daniel
Hallo liebes MindhelpTeam, vielen Dank dass ihr so tolle Berichte und so viele Anregungen schreibt. Ich lese täglich eure Beiträge und schlage noch ältere nach. Ich bin sehr froh eure Seite gefunden zu haben!
Eine Bitte hätte ich zum Thema Angst: ihr schreibt vom Vermeidungsverhalten ( Angst vor der Angst), aber wie soll man damit umgehen wenn man Angst vor Krankheiten hat oder gar vor dem Tod? Da fällt es deutlich schwerer damit zu arbeiten. Ich selber leide seit einem Jahr darunter und gehe auch zur Therapie, allerdings weiss ich dass die eigentliche Arbeit an mir liegt. Und daher fände ich es so super, wenn ihr vielleicht etwas zu dieser Form von Ängsten habt und einige praktische Tipps.
Vielen lieben Dank und alles Gute für euch!
Liebe Grüße Julia Schmitz
Hallo liebe Julia,
Danke für deine liebe Nachricht. Wir freuen uns mega, dass wir dir Anregungen geben können. Super 🙂
Deine Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten. Es kann gut sein, dass hinter deiner Angst vor dem Tod/Krankheit noch etwas anderes steckt. Was das genau ist, könntest du mit deiner Therapeutin explorieren: Kontrollverlust, Belastung sein,… . Wir würden dir dringend raten, deine Therapeutin direkt drauf anzusprechen, da diese dich ja auch ziemlich gut kennt 🙂
Liebsten Dank für dein Kommentar und dir alles Liebe 🙂
Liebste Grüße, Maren