Das Gefühl, verlassen zu sein, kann sehr sehr schmerzhaft und bedrohlich sein.

So kannst du zum Beispiel nach einer Trennung das Gefühl von Hilflosigkeit oder eben auch des Verlassenseins sich breit machen.

In diesem Podcast geht es darum,warum du in dieses Gefühl kommen kannst, auch wenn du jemanden verlässt und wie du mit dem Gefühl umgehen kannst.

Hör am besten selbst. Viel Spaß dabei.

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Der Podcast zum Lesen

Wir Menschen sind ja sehr sozial und gesellige Wesen. Das heißt, wir haben ein Bedürfnis, mit anderen zusammen zu sein und uns verbunden zu fühlen. Dementsprechend kann das Gefühl, verlassen zu sein, sehr sehr schmerzhaft und bedrohlich sein. So kannst du zum Beispiel nach einer Trennung das Gefühl von Hilflosigkeit oder eben auch des Verlassenseins sich breit machen. In diesem Beitrag geht es darum,warum du in dieses Gefühl kommen kannst, auch wenn du jemanden verlässt und wie du mit dem Gefühl umgehen kannst.

Da die Frage in diesem Beitrag von Ilona, einem eineiigen Zwilling stammt, gehen wir auch nochmal genauer auf ihre Situation ein, in der sie diejenige ist, die sich aktiv von ihrer Zwillingsschwester distanziert und nun aber das Gefühl bekommt, verlassen zu sein.

Aber erstmal zurück zu dem Allgemeinen Gefühl der Verlassenheit.

Wie kann das mit meiner Kindheit zusammenhängen, dass ich mich heute verlassen fühle

Ein Gefühl das sehr stark vorherrschend ist und dazu führt, dass wir die Welt schon ziemlich verzerrt wahrnehmen hat meist seinen Ursprung in der Kindheit. Also häufig genau dann, wenn die Intensität oder das Gefühl an sich nicht so richtig in die Situation passt.

Ein offensichtlicher Punkt kann natürlich sein, dass du aktuell tatsächlich verlassen wurdest und/oder aber in deiner Kindheit von deinen Eltern oder anderen wichtigen Personen verlassen wurdest. Das muss aber nicht immer dahinter stecken, wenn wir uns verlassen fühlen. Sowie Ilona es beschreibt, war sie ja sogar diejenige, die ihre Zwillingsschwester “verlassen” hat.

Eine Vernachlässigung kann auch ein Punkt sein, der mit diesem Gefühl im Zusammenhang stehen kann. Das muss also nicht zwingend bedeutet, dass du physisch verlassen wurdest, sondern es kann auch bedeuten, dass du vernachlässigt wurdes. Wenn wir nicht ausreichend mit Nahrung, Schlaf, warmer Kleidung und/oder auch emotionalen Aspekten, die wichtig sind, versorgt worden, kann es auch mit dem Gefühl der Verlassneheit auftreten.

Weitere Umstände/Zustände, die in deiner Ursprungsfamilie dafür gesorgt haben können, dass du dich heute verlassen fühlst

Das Gefühl kann generell auftreten wenn wir als Kinder…

  1. …den Erwartung der Eltern nicht entsprechen können.

Das kann zum Beispiel sein, dass diese sehr unrealistisch sind oder gar nichts damit zu tun haben, zu was wir überhaupt in unserem damaligen Alter in der Lage sind. Ein 5-jähriges Kind kann natürlich mehr als ein zweijährigen Kind oder ein Säugling. Nicht immer erkennen Eltern das, sodass es gut sein kann, dass man als Kind mit unrealistischen Erwartung der Eltern konfrontiert war, die man gar nicht erfüllen konnte.

  1. …dafür verantwortlich gemacht werden wie andere sich fühlen.

Also dann trägt man als Kind zum Beispiel die Schuld daran, wie sich die Eltern verhalten oder fühlen oder dafür was sie sagen. Das heißt auch dann kann dieses Gefühl von Verlassenheit, sich nicht richtig verstanden fühlen und Einsamkeit auftreten

  1. …für unser sein anstelle unseres Verhaltens kritisiert werden.

Kritik, die an uns als Kind geäußert wird und nicht unserem Verhalten gilt, sondern tatsächlich uns als Person, kann auch dazu führen, dass wir uns schon als Kind verlassen fühlen. Also ich wurde dann zum Beispiel als wertlos (als kompletter Mensch) bezeichnet, nur weil ich keine Hausarbeit mache. Oder ich bin kein guter Sportler, weil ich das letzte Mal beim Fußball kein Tor geschossen habe. In diesen Beispiel werde ich nicht an meinem Verhalten kritisiert, sondern an meinem Sein.

  1. kontrolliert und unfair behandelt werden

Also wenn man zu hart als Kind bestraft wird und in seiner Autonomie eingegrenzt wird oder uns kein altersentsprechendes Vertrauen entgegengebracht wird. Unfaire wäre zum Beispiel, dass ein Geschwisterteil offensichtlich gegenüber mir bevorzugt wurde oder aber ich gegenüber meiner Geschwisteroffensichtlich bevorzugt wurde

  1. …mit unseren Gefühlen und unserem Erleben nicht ernst genommen werden und es dafür keinen Raum gibt

Also das, was ich gerade als Kind erlebe und fühle, ist nicht gewollt, gilt nicht und/oder ist nicht richtig. Vielleicht wird es sogar bestraft. Es wird nicht wertgeschätzt, anerkannt und ein Weg aufgezeigt mit diesen Gefühlen umzugehen. Das birgt die Gefahr, dass sich etwas zeigt, wodurch die Verbundenheit zu den Eltern in Gefahr bringt. Außerdem sind wir mit uns alleine als Kind und auch überfordert und somit auch ein Stück weit verlassen.

Es gibt noch einen weiteren wichtigen Aspekt, der mit dem Gefühl des Verlassenheit in der Kindheit zusammenhängen kann.

Ein großes Thema sind Grenzen in der Kindheit.

Verzerrten, verwirrenden und nicht definierten Grenzen können uns als Kinder überfordern. Uns fehlt damit eine Orientierung und vor allem eine realistische Orientierung in Situationen und dem Leben generell.

So ist es zum Beispiel problematisch…

  1. …wenn Eltern ihre kinder nicht mit eigenen Grenzen wahrnehmen

Auch wir Kinder haben schon eine Vorstellung oder ein Gespür dafür, was für uns noch in Ordnung ist und wo eigentlich Grenzen überschritten sind. Nur weil meine Eltern mit mir kuscheln wollen oder mich in den Arm nehmen möchten, kann es sein, dass ich das als Kind nicht möchte. Und damit gibt es eine Grenze.

  1. …wenn Eltern von ihren Kindern erwarten, so wie sie selbst zu sein

Hier geht es darum, dass Eltern nicht verstehen, dass ihre Kinder zwar von Ihnen sind, aber eine eigene Persönlichkeit haben und sich somit von den Eltern unterscheidet. So müssen Kinder nicht zwingend die Firma weiterführen wollen, dieselbe Sportart mögen oder eigene verpasste Chancen wie Klavierspielen als Sehnsucht empfinden.

  1. …wenn das Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl der Eltern sich auf den Kinder und deren Leistung stützt

Grenzüberschreitend ist es auch, wenn Eltern ihre Kinder dafür “benutzen” den eigenen Selbstwert aufzupäppeln und/oder ihren eigenen Selbstwert auf der Leistung oder auf dem Kind generell stützen. Dann ist das Kind mit dafür verantwortlich, ob ich mich als Elternteil wertvoll fühle. Und das ist natürlich eine super große Last, die dem Kind zugemutet wird, sodass es zu Überforderung führen und Ängsten kommen kann.

  1. …wenn Kinder wie Freunde/Partner behandelt werden und die Grenze zwischen Eltern/Kind verwischen

Auch diese Grenze gibt Orientierung und weist auch nochmal auf entsprechende Unterschiede hin, die es gibt und die auch wichtig sind, um das Kind wieder nciht zu überfordern. Also eine Mutter oder Vater braucht mit seinen Kindern zum Beispiel nicht seine “Erwachsenen.Probleme” mitsamt aller Emotionen besprechen.

Das sind Konstellationen in der Ursprungsfamilie, diedazu führen können, dass wir in das Gefühl der Verlassenheit als Erwachsener kommen können.

Was könnte das für einen Zwilling bedeuten

Wenn man als Zwilling geboren ist ist man ja noch mal mehr an bestimmte Erwartung gebunden als es “normale” Geschwister sind. Als letztere darf man sich unterscheiden, sich streiten, sich anders anziehen und man selbst sein.

Als Zwilling und als eineiiger Zwilling nochmal mehr ist man unter Umständen der Gefahr ausgeliefert, Ein Zwilling zu sein. Das heisst, sich gleich anzuziehen, sich immer zu verstehen, besonders verbunden zu sein und später auch immer gegenseitig zu helfen.

Damit wären wir bei Erwartungen, die ein Kind vielleicht nicht erfüllen kann oder auch Aufgaben, die den Zwilling überfordern können. So haben die Eltern eventuelle diese Erwartung an uns und wie erfüllen sie als Kind dann. Was dazu führt, dass wir uns arrangieren und in abhängigkeit zu unserem Geschwisterzwilling aufwachsen und uns auch mehr und mehr so erleben. Gleichzeitig schlummert auch in einem Zwilling der Wunsch nach Autonomie und anerkennt werden, als derjenige/ diejenige der/die man ist. Dieser Wunsch stand aber in Konflikt mit der Erwartung der Eltern/dem Umfeld, sodass damit Ängste auftauchen und eben das Gefühl der Verlassenheit, da man so die Verbundenheit zu den Eltern riskierte.

Dazu kommt, dass man von Zwillingen schon mal eher verlangt als Eltern, dass diese sich umeinander kümmern und auch beruhigen. Gleichzeitig verbingt man eine Menge Zeit zusammen, dass vielleicht auch die Fähigkeit, sich zu beruhigen und seine Emotionen zu regulieren weniger stark ausgeprägt ist, das immer jemand da war, der einen das abgenommen hat. Ob das in Ilonas Fall zutrifft, kann ich natürlich schwer sagen, aber das sind erstmal meine Ideen/Phantasien dazu.

Ein weiteres BIld, das in mir auftaucht, ist eine Art Ehe, in die man gesteckt wurde.

Allerdings ohne dass man sich dabei den Partner ausgesucht hat und sich vorher überhaupt als eigenständige Person entwickeln konnte. Ob das Bild passt, muss Ilona für sich entscheiden. Vielleicht passt es auch abgeändert. Es kann nochmal deutlich machen, wie sehr man als Zwillingen als zwei und nicht einzeln in seiner Identität geprägt ist oder sein kann. So braucht man sich als Zwilling vielleicht gegenseitig um sich dann ganz zu fühlen.

Aber nicht weil das ein geschriebenes Zwillingsgesetz ist, was bei  Zwillingen nun mal so ist und man kann nichts dagegen tun, sondern eben weil man das dann über Jahre gelernt und gelebt hat und damit ein Teil der Wahrheit geworden ist, ohne dass jeder einzelne Zwilling das jetzt frei gewählt hat, sondern weil das die Umstände waren, in denen man dann aufgewachsen ist.

Und das muss jetzt nicht bei jedem Zwillingen sein, aber die Möglichkeit ist nochmal wahrscheinlicher als sie bei “normalen” Geschwistern ist.

Mit der Entscheidung in die Autonomie zu gehen und sich von der Schwester zu distanzieren wird dann das ganze Fass aufgemacht. Also das Bild und die Erwartung des Umfeldes wird zerstört und damit steigen dann gewisse Ängste und andere Gefühle auf, die unagenehm sind, und aus der damaligen Zeit stammen, wo du noch von den Eltern abhängig warst. Sie wollen dir helfen und dich zurück zu den Erwartungen und der Sicherheit, geliebt zu werden, bringen. Aber eben aus einer “alten” “kindlichen” Logik heraus.

Deine Aufgabe ist es entsprechend nun, Verantwortung zu übernehmen und das, was deine Eltern dir nicht ermöglichen konnte, dir zu ermöglichen. Und das bedeutet eben auch mit diesen Ängsten und Gefühlen lernen umzugehen.

Wie kann ich mit dem Gefühl der Verlassenheit umgehen

Die Antwort darauf ist im Groben so wie mit den meisten anderen Gefühlen auch.

  1. Unterscheidung altes und/oder aktuelles Gefühl

Zeigt sich hier gerade ein Gefühl, dass ich schon lange kenne oder passt es zu der Situation. Und wenn es passt, passt die Intensität oder sprühe ich gerade etwas über? Und wenn man dann merkt, das ist eigentlich ein altes Gefühl, hat man unter Umständen schon ein wenig distanz gewonnen.

In Bezug auf Ilona zum Beispiel: Okay das ist jetzt die Ilona von damals als sie klein war, die hat Angst, nicht mehr geliebt/wahrgenommen zu werden, da sie dies nur zusammen mit der Schwester erfahren hat. Und mein Verlassenheitsgefühl will mich dazu bringen, dass ich meiner Schwester wieder annähere….

  1. Achtsamkeit

Der erste Schritt ist schon eine Form der Achtsamkeit. Aber man kann weiter versuchen im Hier und Jetzt zu landen und sich von dem Gefühl zu lösen und sich somit auch aus der Vergangenheit zu lösen. nicht verdrängen, nur lösen.

  1. Kontakt zum inneren Kind

Diese Gefühle aus der Vergangenheit werden auch als inneres Kind bezeichnet. Das bedeutet, dass man dann sobald sich vom Gefühl lösen konnte, sich seinem Gefühl, dem inneren Kind nähert,  mit diesem in Kontakt kommt und dem deutlich macht: “Ich weiß, du fühlst dich jetzt verlassen und kann ich auch wirklich gut verstehen mit

dem, was du alles erlebt hast,  aber ich kümmere mich jetzt um dich. Ich bin für dich da.”

  1. Versuche deinem inneren Kind das zu ermöglichen und zu geben, was deine Eltern damals nicht geschafft haben

Da du mittlerweile erwachsen bist und nicht mehr von deinen Eltern abhängig bist, bist du für diesen Teil von dir und allem anderen, was zu dir gehört verantwortlich. Mit dem Blick aufs innere Kind kannst du einen Blick darauf bekommen, was dir damals gefehlt hat und wofür du heute sorgen “musst”

Damit hoffe ich dir als Zwilling, aber natürlich auch jedem anderen, der sich verlassen fühlt, helfen und/oder inspirieren zu können.

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